Skip to main content
 
expose-am-wegesrand.de Freies museales Sammelprojekt. Online - Offline.
21.09.2023 14:18

Die kleine Hombachbrücke – ein Kulturdenkmal in der Geestlandschaft (0004-2023)

Die alte Holzbrücke über den Hombach schmiegte sich fast naturgewachsen in die Landschaft zwischen Bach, Feldweg und den umliegenden Feldern ein. Über Jahre führte mich meine Radstrecke über das Stück sandigen Feldweg im Bereich der Brücke. An trockenen Tagen

[In der Blog-Übersicht wird hier ein Weiterlesen-Link angezeigt]

konnte das recht mühsam sein, das Fahren ging schlecht und das Rad musste geschoben werden. Bis irgendwann um 2010 die Brücke und der Weg saniert wurden. Danach ging alles einfacher, der Weg war jetzt geschottert. Die alte Holzbrücke war der Sanierung zum Opfer gefallen und durch ein tagfähigere Stahl-Beton-Konstruktion ersetzt worden.

Solange sie noch da war, die alte Holzbrücke über den Hombach, war sie unauffällig, und schmiegte sich einfach und schön in die Landschaft. Die Brücke wirkte zwischen dem Bach, dem Feldweg und den umliegenden Feldern wie eingewachsen. Der Bach zeigte sich je nach Jahreszeit gut sichtbar zwischen den Feldern oder war im Sommer von Pflanzen ganz zugewachsen. Aber was heißt Bach? Für mich als Süddeutsche war es mehr ein Wasser in einem langen Graben, fehlt dem Bach doch das Schlängeln und Mäander, das mir vertraute Plätschern von Wasser mit Gefälle über Stock und Stein.

Über Jahre führte mich meine Radstrecke, wenn ich einen Auftrag in Syke hatte, über das Stück sandigen Weg bei der Brücke. Damals wohnte ich noch in Heiligenrode. An trockenen Tagen konnte das recht mühsam sein, musste ich doch das Rad das Stück Feldweg vor und nach der Brücke durch den Sand schieben. Aber der kurze Aufwand lohnte sich, denn mein bevorzugter Radweg führte abseits der von Autos befahrenen Straße (ohne Radweg!) quer durch die Felder. Der längste Teil der Radstrecke führte ansonsten auf landwirtschaftlichen Sträßchen und auf Radwegen entlang von Landstraßen. Ich war etwa eine Stunde unterwegs, bei Rückenwind etwas schneller. Umwege oder stellenweise schwierige Wegstrecken lohnten sich allemal, denn die Ruhe und die schöne Aussicht waren Entschädigung genug.

Selten kam jemand entgegen. Trotzdem, einmal passierte es, dass auf einem der Landwirtschaftswege ein Feldhase zwischen mir und einem entgegenkommenden Fahrradfahrer quer über den Weg rannte und noch gerade so davonkam. Wenn das nicht Zufall ist: frühmorgens, auf einer Strecke wo kaum jemand unterwegs ist. 

Auf der Rückfahrt nachmittags machte ich an der Brücke gerne eine Pause, hockte mich auf das Brückengeländer, aß vielleicht noch einen Apfel und schaute in die Ferne. Manchmal kam ein Reiher vorbei oder stand in einem der Felder ausharrend und meditierend auf Beutefang. An einem Tag war die Brücke, also das Geländer auf einer Seite schon belegt. Ein Junge, vielleicht so 15, 16 Jahre alt, saß gemütlich im Holzgeländer. Er lehnte an einem der Pfosten und angelte im Bach, ein Bein hing lässig von Der Brücker herunter und baumelte über dem Wasser. In meinem Erinnerungsorgan ist die Szene codiert mit Huckleberry Finn. 

Irgendwann um 2010 wurde der Feldweg befestigt und die alte Brücke abgerissen. Danach ging alles einfacher, kein mühsames Geschiebe durch den Sand, der Weg war jetzt geschottert. Die alte Holzbrücke war der Sanierung zum Opfer gefallen und wurde durch ein ungemütliche Stahl-Beton-Konstruktion ersetzt. Ja, man kann zwar noch drauf sitzen, aber …

Nachbemerkung

Das beschriebene Flurstück liegt am Rande der Wildeshauser Geest am Übergang oder Einzugsgebiet zur Wesermarsch. Das Wasser des Hombachs fließt zusammen mit dem Gänsebach weiter als Leester Mühlenbach an der Grenze zu Bremen in die Ochtum und von da weiter in die Weser. Sandige Flächen und Wegstellen in der Geestlandschaft sind geologisch bedingt und natürlichen Ursprungs. Die Ränder der natürlichen Gewässer wie dem Hombach, aber auch die der Meliorations- und Entwässerungsgräben, werden mittlerweile naturnah bewirtschaftet, das natürliche Fließverhalten des Wassers wird unterstützt und der Gewässerrand naturnah gestaltet, um wildwachsenden Pflanzen Raum zu geben („Blühstreifenprogramm“). Wer sich für das Thema Landschaftselemente und Kulturdenkmäler in der Landschaft interessiert: Heimatvereine wie der Kreisheimatbund e.V. Diepholz widmen sich in Projekten solchen Kulturdenkmälern. Auch Landschaftselemente wie z.B. markante oder freistehende Bäumen oder Hecken sind von kulturhistorischem Interesse. Landschaftselemente sind - auch wenn sie in natura vor uns stehen - in einer von uns Menschen geprägten Landschaft im weitesten Sinne immer schon Kultur. Der Begriff Landschaft selbst weist auf unseren menschlichen gefärbten Blick.

17.08.2023 / Elsbeth Kautz
Datum / Beitrag von Benutzer-Nick-Name


Weiterführende Links

https://www.wildegeest.de/

https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Syker_Geest&oldid=210634880

https://www.kreisheimatbunddiepholz.de/fachaussch%C3%BCsse-arbeitsgruppen/arbeitsgruppe-spurensuche-im-landkreis-diepholz/

https://www.hache-hombach.de/index.html

- Etymologie „-schaft“, Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/wb/-schaft, abgerufen am 21.08.2023.


Fotoalbum, Datenblatt und Druckversion siehe Sammlung